Spielzeugfreie Zeit

Das Projekt beginnt mit einer intensiven Vor-Besprechungsphase mit den Kindern. Hier wird über den Ablauf und die Umsetzung gesprochen. Es geht um Themen wie Spielsachen und das eigene Selbst. 

Im Anschluss werden mit den Kindern gemeinsam Kartons und ähnliches besorgt und bereitgestellt, und hierin die Spielsachen und Materialien verstaut. Nach und nach werden sie in den Abstellraum gebracht. Am Ende dieser Zeit holen die Kinder die Kartons in die Kita zurück, die sie möchten. Dabei bleibt der eine oder andere Karton dort, weil sie die Sachen nicht möchten.

Im Wald gibt es keine vorgefertigten Dinge, so dass die Kreativität und das Vorstellungsvermögen voll in Aktion treten und angeregt werden. Am Nachmittag wird gern das eine oder andere dann mitgebracht, das ist erlaubt. Hiermit kann dann weiter gespielt werden.

Was ist der Hintergrund: die Spielzeugfreie Zeit ist wissenschaftlich begleitet worden und ist ein anerkanntes Projekt zur Suchtprävention. Die Überhäufung bspw. mit Spielzeug, Konsumgütern und Freizeitangeboten führt dazu, dass der Mensch sich selbst und seine Bedürfnissen nicht mehr spürt und kennt. Es gibt zu wenig Situationen zu sich selbst zu kommen, Bedürfnisse zu spüren, Ideen und Phantasie zu erleben.

Start in die Spielzeugfreie Zeit ist die Waldwoche: wir gehen jeden Tag früh mit Rucksack (jedes Kind mit eigener Trinkflasche und ggf. Regensachen) in den Wald (vornehmlich den Grunewald). Dort sind wir den ganzen Tag, Essen und bewegen uns in der Natur. 

Die Spielzeugfreie Zeit schafft immer wieder neue Gelegenheiten im geschützten Rahmen der Kita Erfahrungen zu machen, die eigene Grenzen und Möglichkeiten auszuloten. Fehler machen, etwas klappt so nicht, Frustration aushalten, sich verständlich machen, Selbstwahrnehmung, Verant­wortung für eigenes Handeln übernehmen, Hilfe holen/an­nehmen, Handlungsalternativen und gemein­same Lösungen finden, Sprache, soziales Miteinander und Beziehungsaufbau, Aushand­lungsprozesse, Wahrnehmung, Selbstvertrauen… all dies ist Teil des Alltags, Teil der Kompetenzen, die für ein demokratisches, tolerantes, soziales Miteinander und eine erfolgreiche Lebensführung wichtig sind.

Es braucht eine Zeit der Umstellung. Kinder wie Erwachsene müssen mit der neuen Situation umgehen, neue/alternative Spielideen entwickeln. Regeln und Grenzen sind untereinander zu verhandeln bzw. auszuhandeln, dazu werden viele Dinge besprochen.

Langeweile ist ein wesentlicher Teil des Projekts. Diese auszuhalten, keine Ablenkung oder Ersatzangebote geliefert zu bekommen, trägt wesentlich dazu bei, dass die Kinder sich selber spüren und lernen Langeweile auszuhalten! Langeweile bedeutet sich mit sich selbst auseinander zu setzen, zu spüren und gestärkt Herausforderungen bewältigen zu können.

In der Kita sind Naturmaterialien und Fundsachen erlaubt. Es wird geschaut, wie manches zu machen ist (z. B. Kleber herstellen) oder anderes als Werkzeug genutzt werden kann. So werden vielleicht die Klorollen zu Zügen, umgedrehte Stühle Teile der Landschaft und Steine zu Bewohnenden eines Ortes.

Wichtig für zu Hause:
Spielzeug und Vorgefertigtes bleibt zu Hause.
Zu Hause bleibt alles, wie es ist – das Projekt findet in der Kita statt.
Lasst euer Kind die eigene Initiative für seine Ideen ergreifen, geht darauf ein OHNE zu leiten.


Mit Fragen und Unsicherheiten kommt gern auf uns zu, wir können dann gemeinsam Antworten, Unterstützung oder was auch immer finden. Die Erfahrung zeigt, dass die Kinder diese „kleine“ Veränderung, schnell bewältigen. Wir Erwachsenen sind viel eingefahrener und haben weniger Phantasie, uns darauf einzulassen und die Dinge zu entdecken.

Lasst uns gemeinsam auf die spannende Reise gehen und schauen, was passiert und möglich ist! 

Freut euch mit uns auf eine sehr anregende Zeit!

Spielzeugfreie Zeit